27 Januar 2006

Job

Dieses Mal erzähle ich euch was von meinem Job:

Diese Woche ging es richtig los. Äthiopien hat eigentlich von an Ressourcen alles was ein Land braucht um dafür zu sorgen, dass keiner seiner Bewohner unter extremer Armut leiden muss. Leider tut dies aber doch der größte Teil der Bevölkerung.

Im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit sind Aktionen im Bereich der Landwirtschaft die Wichtigsten. Hier geht es zum Beispiel darum das vorhandene fruchtbare Land besser zu bewirtschaften und vor Erosion zu beschützen. Probleme hier sind z.B. dass das äthiopische Brot Injera, dass Hauptbestandteil aller Mahlzeiten aller Äthiopier mit dem Getreide Teff hergestellt wird. Teff bringt jedoch auf der gleichen Fläche nur ca. 1/8 des Ertrages von anderen Getreidesorten. Außerdem schützt es den Boden kaum vor der Witterung und fördert somit die Erosion der Böden. Dazu kommt dass in ganz Äthiopien beinahe alle Wälder abgeholzt wurden und die Böden ungeschützt immer mehr ihre Fruchtbarkeit verlieren. Deswegen laufen hier viele Projekte zur Wiederaufforstung, dem Ersatz von Teff durch andere Getreidesorten und Training der Bauern zur besseren Bearbeitung der Felder.

Daneben ist aber die fehlende Wirtschaft und somit die fehlenden Arbeitsplätze das größte Problem. Die Bevölkerung in Äthiopien wächst in einem unglaublichen Tempo. Jedes Jahr um mehrere Millionen. Deswegen gibt es auch immer mehr Jugendliche die keine Beschäftigung haben und auf der Strasse sitzen.

Diese Jugendlichen benötigen auf der einen Seite eine gute Schul-, Berufs- und auch Universitätsausbildung, auf der anderen Seite aber auch Jobs nach dem Ende ihrer Ausbildung.

Deswegen finanziert die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) hier im Land aus deutschen Steuergeldern den Ausbau der Berufsausbildung. In diesem Bereich bin ich tätig.

In den letzten Jahren konnten sich bestehende Berufsschulen um finanzielle Unterstützung aus diesem Programm bewerben. Dazu mussten sie einen Plan entwerfen wo sie sich hin entwickeln wollen und was sie dazu brauchen. 10 dieser Schulen sind ausgewählt worden und sollen nun diese Unterstützung bekommen. Um sie bei ihrer Entwicklung zu unterstützen und gleichzeitig zu kontrollieren, dass die Gelder nicht für etwas anderes verwendet werden sind nun deutsche Berater, unter anderem ich, hier. Ich bin für die Region Oromiya, in der 5 dieser Schulen weit verstreut liegen, zuständig. Ich werde also regelmäßig diese Schulen besuchen und sie bei ihren Pläne z.B. Neubau von Klassenräumen, Anschaffung von Maschinen für ihre Werkstätten, Weiterentwicklung ihrer internen Organisation, Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, Aufbau einer eigenen Produktion, Schaffung neuer Ausbildungsgänge, und Vielem mehr beraten.

Soweit der bisherige Plan. Jetzt die Realität:
Wie ich bereits erwähnt habe ist die Ausbildung nur die eine Seite. Wenn danach keinerlei Arbeitsplätze vorhanden sind nützt die beste Ausbildung nichts. Deswegen hat die äthiopische Regierung mit Unterstützung der deutschen Regierung in den letzten Jahren ein ganzheitliches Programm erarbeitet, dass auch die Förderung von winzigen, kleinen, mittleren und großen Unternehmen im Blickpunkt hat. Dieses Programm nennt sich ECBP Engineering Capacity Building Program und ist im November 2005 offiziell angelaufen. Das Konzept dieses Programms wurde auf nationaler Ebene entworfen und ist bisher in den Regionen weder bekannt, noch geplant. Deswegen wurden für die Regionen Personen identifiziert die dies sowohl von äthiopischer Seite, als auch von deutscher Seite aus organisieren sollen.

Lange Rede kurzer Sinn: Nachdem ich 1 Tag in Äthiopien war und mich bei den ersten Verantwortlichen vorgestellt hatte kamen diese gleich auf die Idee: Der Thorsten, der ist doch genau der Richtige dafür. Und zack jetzt habe ich schon meinen zweiten Hut auf und die geplante Vorbereitung ist passe. Stattdessen schwimme ich schon fleißig im kalten Wasser und verhandele mit den äthiopischen Verantwortlichen wie wir das Programm am besten umsetzen. Mittendrin statt nur dabei. Wie es mir dabei ergeht erzähle ich euch beim nächsten Mal.